Holzminden (red). Anlässlich des Europatages, an dem jedes Jahr
Politikerinnen und Politiker Schulen in ihrer
Region besuchen, empfing der Oberstufenkurs
Politik/Wirtschaft des Campe-Gymnasiums den
regionalen Landtagsabgeordneten der Grünen
und Agrarminister Christian Meyer aus
Holzminden. Kursleiterin Frau Bodner und der
stellvertretende Schulleiter Herr Fuhrmann
begrüßten den ehemaligen Campe-Schüler und
drückten ihre Freude über dessen Besuch aus.
Nachdem Christian Meyer einen Überblick über die zahlreichen Schnittstellen seiner Arbeit als
niedersächsischer Agrarminister mit der Europäischen Union gegeben hatte, entwickelte sich
eine lebhafte Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern. Von der Frage hinsichtlich des
Nutzens von Umweltgesetzen der EU, über die Politik der Grünen bis hin zur Sanierung des
Campes wurde engagiert diskutiert. So wurde über die Erfolge Europas für den Klima- und Umweltschutz diskutiert. Hier verwies
Christian Meyer auf das Beispiel Trinkwasserschutz: „Wasser ist unsere Lebensgrundlage.“ In
vielen Teilen Niedersachsens, wie im Landkreis Cloppenburg, sei das Wasser stark mit Nitrat
belastet, das in der Massentierhaltung entsteht und beim Düngen auf die Felder verteilt wird.
„Die Wasserversorger schlagen Alarm, sauberes Trinkwasser könnte bald zum Luxus werden“,
sagte Meyer und verwies hierbei auch auf die Rolle der Europäischen Union: „Die EU sorgt
auch für sauberes Wasser." So hätte sich der Bundeslandwirtschaftsminister endlich hin zu
einem strengeren Bundesdüngegesetz bewegt, weil die EU-Kommission Deutschland auf hohe
Strafzahlungen wegen der Verschmutzung des Wassers verklagt hatte. „In Niedersachsen
arbeite ich als Landwirtschaftsminister schon viel länger an dem Problem“, sagte Christian
Meyer, der den Schülerinnen und Schülern Auszüge aus dem von ihm initiierten
„Nährstoffbericht“ mitgebracht hatte. Dieser erfasst, wo in Niedersachsen besonders viel
Nitrat im Wasser zu finden ist. Anhand des von Meyer geförderten Booms von BioLebensmitteln,
könne man außerdem sehr gut beobachten, dass Wirtschaftlichkeit und
Umweltschutz auch harmonisch Hand in Hand gehen können. Neben der Umweltpolitik wurde von den Schülerinnen und Schülern auch nach anderen
Schwerpunkten der Grünen gefragt. Christian Meyer verwies dabei auf die Unteilbarkeit der
Menschenrechte und eine an Humanität orientierte Aufnahme von Flüchtlingen und
unterstrich in diesem Zusammenhang, dass er sich bereits als Schüler des Campe-Gymnasiums
gegen Rassismus eingesetzt habe. Die an Humanität und Aufklärung orientierte Schule lobte
er dabei ebenso wie die aktuellen Anstrengungen als Umwelt- und Fair-Trade-Schule. So
konnte Christian Meyer zur Bildungspolitik überleiten und gab zu bedenken, dass die Grünen
im Landtag das belastende Turbo-Abitur und die Studiengebühren abgeschafft hätten.
Außerdem finanziere man jetzt eine dritte Betreuungskraft in Kinderkrippen und fördere
Ausbildungsberufe, wie zum Beispiel die Altenpflege, indem das Land Niedersachsen jetzt das
Pflegeschulgeld übernehme. Hinsichtlich der Gymnasien meinte Meyer zu den Elftklässlern: „Die Jahrgänge nach euch
werden wieder mehr Zeit zum Lernen haben, weil wir Grüne in Niedersachsen das Turboabi
abgeschafft haben.“ In der Diskussion nun ganz im Schulleben des Campes angekommen,
wurde durch den Politikkurs einhellig die schlechte EDV-Ausstattung der Schule und der
Stillstand bei den Sanierungsplänen für die Räumlichkeiten beklagt. Hier stimmte Christian
Meyer ausdrücklich zu und unterstütze die Forderung nach deutlich höheren Investitionen in
die digitale Infrastruktur des Campe-Gymnasiums. Christian Meyer erinnerte auch daran, dass
er selbst im Kreistag bereits zweimal für einen Neubau des Campe-Gymnasiums gestimmt und
zu Koalitionszeiten erhebliche finanzielle Mittel in den Haushalt eingestellt hatte, die
Kreisverwaltung aber das Geld nicht in die Hand genommen und die Beschlüsse nicht
umgesetzt hatte. Den Frust der Schülerinnen und Schüler könne er deshalb sehr gut
nachvollziehen.
Christian Meyer erwähnte im Zusammenhang der Digitalisierung in der Bildung außerdem
seine Initiative als Landesminister für schnelles Internet im ländlichen Raum: „Nicht nur in der
Schule, auch zuhause gehört eine gute Internetverbindung zum Lernen dazu. Ich freue mich
deshalb, dass auch die Schülerinnen und Schüler, die auf den Dörfern in unserem schönen
Landkreis wohnen, bald nirgendwo mehr ohne auskommen müssen.“; Erst jüngst hatte Meyer
über 1,3 Millionen Euro Fördergeld für den Breitbandausbau im Landkreis Holzminden bereit
gestellt.
Zum Abschluss des Besuchs richtete Christian Meyer noch eine herzliche Bitte an die
Schülerinnen und Schüler: „Mischt euch ein! Sowohl für die EU als auch für Holzminden, ihr
werdet gebraucht! Nur wenn ihr euch bewegt, bewegt sich auch etwas. Ohne euren Protest,
wäre ein Totalumzug des Campes zusammen mit allen anderen Schulen ins Schulzenrum
Liebigstraße bereits erfolgt!“ lobte Meyer. Die EU sei ein einmaliges Friedensprojekt, und es
sei Aufgabe aller Generationen, gerade auch in Zeiten der Rückschläge angesichts des Brexit
oder des Erstarkens von Rechtsnationalisten, diesen Schatz zu pflegen. 
Foto: Jana Bodner / Campe Gymnasium
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